Stilles Gedenken in Hennigsdorf
Vor 72 Jahren zogen 5000 Arbeiter nach Berlin / Blumen erinnern an den Protest
Aufgeheizt war die Stimmung vor 72 Jahren. Einige wenige Zeitzeugen erinnern noch genau die Situation am 17. Juni 1953 . Still ist das Gedenken an diesem Tag in Hennigsdorf heute. Am Denkmal auf dem Dorfanger an der Berliner Straße versammeln sich Kommunalpolitiker, Interessierte und Vertreterinnen sowie Vertreter verschiedener Verbände, Parteien und Betriebe.
Sie legen Blumen nieder – allen voran Bürgermeister Thomas Günther und Michael Wobst, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Wie in jedem Jahr an diesem Tag.
Immer am 17. Juni wird an den Protestzug der Tausenden erinnert, der auf der Berliner Stalinallee über den Wedding bis zum Potsdamer Platz ein Regime in Aufruhr versetzte. „Die Hennigsdorfer kommen!“ hieß die Losung der Arbeiter gegen zu hohe Normen und schlechte Bezahlung - vor zwei Jahren auch im Rahmen einer Ausstellung detailliert beleuchtet.
Der Volksaufstand, der in der DDR mit 55 Todesopfern, zahllosen Verhaftungen und dem Ausnahmezustand im sowjetischen Sektor endete, wurde in Westdeutschland zum „Tag der deutschen Einheit“ und damit Feiertag. Bis zur Wiedervereinigung gedachte die Bundesrepublik von 1954 bis 1990 an diese Welle der Streiks, Massenkundgebungen und Proteste – und damit an den Kampf um Freiheitsrechte.
Seit 2013 heißt der Erinnerungsort in der Stadt „Platz des 17. Juni 1953“. Heidi Wagner-Kerkhof hat das Einreißen der Berliner Mauer 1989 erlebt und die 36 Schritte entfernte steinerne Skulpturengruppe geschaffen.
36 Jahre brauchte es, bis der Volksaufstand der Arbeiter zur friedlichen Revolution führte, Erinnerungen offen geteilt werden konnten. Einmal jährlich wird in Hennigsdorf an diese historisch bedeutsamen Daten erinnert. Was künstlerisch in Stein und Metall gearbeitet ist, hat längst Eingang in die Seelen der Menschen vor Ort gefunden.