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Deutliche Zunahme illegaler Müllablagerungen

Datum: 25.04.2025

Schmutzfinken und Umweltsünder haben Konjunktur / Bürgerschaft sollte Beobachtungen unbedingt melden

Müllsäcke voller Holz und Pappe, Baumaterialien, Kanister mit Farbe, Dachpappe, Gartenabfälle und ausgediente Möbel – allein dafür musste die Stadt Hennigsdorf im Vorjahr mehr als 7.850 Euro aufwenden, 2023 fielen 4.300 Euro zusätzlich an, um illegal abgelegten Müll durch den Stadtservice Hennigsdorf aufnehmen und fachgerecht entsorgen zu lassen. Der Trend setzt sich fort. Für die ersten drei Monate 2025 fielen bereits 1.270 Euro an. Da sind die Kosten für die reguläre Straßenreinigung noch gar nicht mit eingeflossen.

Mit steigender Tendenz, wie Thomas Köhler, der Hennigsdorfer Teamleiter Allgemeine Ordnung und Gewerbe feststellt. Ganze Schrankteile legten einige Anrainer an der Veltener Straße ab. Schrottfahrräder und Autoreifen fanden sich jüngst an der Spandauer Allee. Beton- und Kantensteine ließ ein Unbekannter dort ebenfalls zurück. Ein Camper-WC fand sich im Kreisverkehr Berliner Straße, Regale an einem Mülleimer in der Nähe des Jugendclubs in der Parkstraße. Teppiche hinterließ ein Schmutzfink in der Ringpromenade. Matratzen schmissen Unbekannte am Mauerradweg Höhe Wasserkontrollstelle ab. Die Beispiele allein aus dem Monat März und April ließen sich noch weiter ausführen.

Die Kosten, die daraus entstehen, trägt die Allgemeinheit. Generell fließen sie in die Kalkulation der Müllgebühren des Landkreises Oberhavel ein. Diese werden jährlich durch die Abfallentsorgungskosten und Abfallgebühren auf alle umgeschlagen. Für die Nutzung der Abfallentsorgung des Landkreises Oberhavel werden ein Grundpreis und ein Arbeitspreis in Rechnung gestellt. Der Grundpreis wird je Grundstück erhoben und richtet sich bei Wohngrundstücken nach der Anzahl der mit Haupt- oder Nebenwohnsitz gemeldeten Personen, unabhängig von deren Lebensalter. Bei Freizeit- und Erholungsgrundstücken wird der Grundpreis je Grundstück, bei Kleingartenanlagen je Kleingarten erhoben – ohne Bezug auf die Anzahl der gemeldeten Personen. So kommt jede Person, die im Landkreis Oberhavel wohnt, für die illegale Entsorgung des Mülls der Mitmenschen mit auf.

Acht Außen- und Innendienst-Mitarbeitende sind im Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) des Fachdienstes Ordnung und Gewerbe in Hennigsdorf beschäftigt. Sie sind unterwegs, stellen Ablagerungen fest, folgen außerdem den Hinweisen aus der Bevölkerung. Später reichen sie Aufträge zur Entsorgung an die Stadtservice Hennigsdorf GmbH weiter. Viele der Rückstände müssen auf die Deponie. Diese Kosten wollen einige Zeitgenossen offenbar umgehen. Dabei handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten oder sogar Straftaten. Diese werden auch von den Strafverfolgungsbehörden geahndet.

Thomas Köhler kann davon berichten, dass immer mehr Hausmüll, Baumaterial und Ausgedientes abgelegt wird. Keine Wiese, kein Waldstück werde verschont. Mitten in Wohngebieten ließen Anrainer ihren Müll liegen. Wie der Stadt ergeht es auch der Forstbehörde und den großen Vermietern in der Stadt.

Bei der Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft mbH mussten 2023 gar 63 Mal Dienstleister beauftragt werden. 47 Sperrmüllfunde wurden vermerkt. 2024 sah es nicht besser aus. Die Polizeidirektion Nord spricht für 2024 von 67 Fällen, die zur Anzeige gebracht wurden. In zwölf Sachverhalten konnten auch Täter ermittelt werden. Insgesamt 14 Tatverdächtige wurden gefasst. Das ist ein großer Erfolg, denn im Vorjahr konnten nur vier Fälle aufgeklärt werden mit fünf Tatverdächtigen. Vor allem die illegale Entsorgung von Bauschutt, darunter Asbest oder Altreifen, und der fahrlässige Umgang und das Verbrennen von umweltgefährdenden Stoffen zählen zu den angezeigten Straftaten.

„Wir appellieren an alle Anwohnerinnen und Anwohner und alle anderen, genau hinzusehen, sich Autokennzeichen zu notieren oder wenn möglich zu fotografieren“, betont Köhler. „Es macht viel Arbeit und kostet viel Zeit, immer wieder diese Müllberge zu durchsuchen und dann zu beseitigen“, macht er deutlich. Da sei die Stadt auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen.

Bautrupps oder kleine Firmen, die zu Dumpingpreisen Abrissarbeiten oder Entrümpelungen anbieten würden, sollten misstrauisch machen. Das Deponieren von Asbest-Wellblech, Bauschutt oder flüssigen Farbresten habe seinen Preis. Da sollten Sonderangebote unbedingt misstrauisch machen. Vielmehr verweist die Stadt ebenso wie der Landkreis auf die Möglichkeit, die Recyclinghöfe in Germendorf oder Gransee zu nutzen. „Hier lassen sich Sondermüll, Bauabfälle, Metallschrott oder kompostierbare Gartenabfälle abliefern“, so die Mitarbeitenden aus dem Ordnungsamt. Unter www.awu-oberhavel.de finden sich alle Informationen.

Auch das Schadstoffmobil der der AWU Abfallwirtschafts-Union Oberhavel GmbH, das regelmäßig im Landkreis unterwegs ist, sei nutzbar. Am Mittwoch, 14. Mai, macht es von 10 bis 14.30 Uhr am Vorplatz zur Bibliothek Am Bahndamm Station. Haushaltschemikalien, Grillanzünder, Fleckentferner, Fugendichtmasse oder Terpentin und vieles mehr können kostenfrei abgegeben werden – bis zu 120 Liter. Bei Fragen: Telefon 03304 376162.

Sperrmüll lässt sich für jeden Haushalt im Landkreis Oberhavel außerdem einmal im Jahr kostenfrei abholen. Anträge nimmt die AWU in Velten an - entweder online oder mit der altbekannten Sperrmüll-Doppelkarte.

Auch für die Oberförsterei Neuendorf ist das Ganze ein ebenso großes Ärgernis. 110.000 Euro habe die Behörde allein 2024 im Revier Mühlenbeck, zu dem Hennigsdorf gehört, berappen müssen. Waldarbeiter würden Müll einsammeln und könnten kaum wichtige Waldarbeiten verrichten, ärgert sich die Revierleitung.

"Wir möchten alle bitten, achtsamer zu sein. So wandern Einkaufswagen von den Supermärkten in die Wohngebiete, wo sie nicht hingehören. Die Verschmutzung unserer Stadt nimmt immer weiter zu“, so Köhler. Auch die Umwelterziehung in den Familien sei ein wichtiges Thema. Kitas und Schulen gingen da mit gutem Beispiel voran.

Wer etwas beobachtet, kann jederzeit über die Website der Stadt Hennigsdorf seine Beobachtungen melden: www.hennigsdorf.de/Rathaus/Bürgerservice/Angemerkt/ oder über die E-Mail ordnung-gewerbeamt@hennigsdorf.de die Hinweise absetzen.