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Von AEG bis Alstom – Ausstellung startet

Datum: 15.09.2025

115-jährige Geschichte des Fahrzeugbaus in Hennigsdorf erforscht

Als sich 2010 zum Hundertjährigen ehemalige Mitarbeiter der Lokomotivbau-Elektrotechnischen Werke „Hans Beimler“ (LEW) im Historikerteam zusammenfanden, wussten sie zwar, welch wechselvolle Kapitel der Werksgeschichte zu erforschen sind. Dass dies so viel Zeit umfassen würde, war jedoch nicht so klar. Denn immer weniger Zeitzeugen sind noch greifbar, Archive zu durchforsten. Bis heute hat die lange Firmengeschichte, die nun bereits 115 Jahre dauert, den ehrenamtlichen Geschichtsfreunden – die meisten haben einst im Betrieb gearbeitet – immer neue Hausaufgaben aufgegeben. Eine Art Werkschau zum Stand der Forschungen wird nun in einer Ausstellung im Bürgerhaus Alte Feuerwache in Hennigsdorf zu sehen sein. „Unter Strom – von AEG bis Alstom“ heißt die Exposition, die am Donnerstag, 11. September, um 17 Uhr eröffnet wird.

Immer wieder wirft die Gruppe um den Vereinsvorsitzenden Andreas Bogott und Schatzmeister Falk Thomas, der noch bei Alstom beschäftigt ist, neue Schlaglichter. Die lange Firmengeschichte zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten, ist erklärtes Ziel der Arbeit des Vereins. Von Ofenbau über Isolierstofffertigung oder Elektrokarren, von Militärtechnik über Flugzeugbau oder Dampflok-Fertigung - das Produkt-Portfolio spannt sich weit. Tausende Menschen der Region haben bei der AEG, dann LEW, Adtranz oder später Bombardier und Alstom bis heute gearbeitet. Sie haben Lokomotiven, Straßenbahnen, Haushaltsgeräte oder auch Gebrauchsgüter hergestellt.

Fahrkartendrucker, Elektrofahrzeuge der AEG, Hochdruckdampfspeicher oder Großgeneratoren – einige schöne Exponate werden in der Schau dokumentiert oder – wenn klein genug – auch zu sehen sein. Mehrere Broschüren hat die Gruppe inzwischen vorgelegt. Diese reichen von der Infrastruktur des Werkes über den Dampflokbau, die Flugzeugfertigung und Elektro-Industrieöfen bis hin zu Konsumgütern. Weitere Broschüren zu Elektrolokomotiven, Schweißmaschinen und Isolierstoffen sind in Arbeit. Konsumgüter wie Elektroboiler für die Warmwasserversorgung in Wohnungen entstanden in der DDR in den LEW.

Der Betrieb, der den Übergang von der Dampfkraft zur Elektrizität zur Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert mitgestaltete und mit Emil Rathenau seine technologischen Ursprünge legte, musste sich wie viele andere durch Kriege und Gesellschaftsformen durcharbeiten. 1914 begann die Lokproduktion. Porzellan, Lacke oder Isolierstoffe kamen aus den Hallen. Erster und Zweiter Weltkrieg hinterließen tiefe Spuren.

Historisch belegt ist der Einsatz Tausender Fremdarbeiter, Zwangs- und Ostarbeiter, die unter erbärmlichen Bedingungen für den deutschen Größenwahn schuften mussten. Als danach Anlagen demontiert wurden, 1947 die Verstaatlichung folgte, musste sich der Betrieb neu aufrappeln. Mit dem Ende der DDR kam ein neuer Bruch für viele Menschen der Region. Sie verloren ihre Arbeit, kämpften um Existenzen. Heute gehört die Fabrik zum Alstom-Konzern.

Dieser Betrieb feiert am Sonnabend, 13. September, von 9 bis 16 Uhr sein 115-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Werksführungen, Bühnenprogramme und kulinarische Angebote sind geplant. Zugfahrten auf den Testgleisen, Einblicke in Software-Entwicklung oder Motorenfertigung soll es geben. Auch viele Informationen zu Jobs und Ausbildungen können die Gäste mitnehmen. Auch das Historikerteam wird zur Werksgeschichte erzählen. Für Kinder sind zahlreiche Mitmachaktivitäten geplant. Alles Wichtige gibt es unter www.alstom.com/de/HEN115.

Die Ausstellung im Bürgerhaus, die bis zum Sonntag, 12. Oktober 2025, zu besichtigen ist, zeigt ihre Exponate dienstags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Am Alstom-Tag der offenen Tür am 13. September ist die Schau von 10 bis 15 Uhr zu betrachten.