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Landkreis sucht Pflegeeltern

Datum: 19.09.2024
190 Mädchen und Jungen in Familien betreut / Interessierte können sich im Jugendamt vorstellen

Eine große Bereicherung ihres Lebens nennt Claudia Bengsch die Aufgabe, für vier Pflegekinder zu sorgen. Das Jüngste ist zwei, das älteste 16 Jahre alt. Familie Bengsch nimmt seit vielen Jahren Kinder auf, die nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Was am Ende immer zählt, seien Geborgenheit und Verständnis. Dasselbe empfinden Roel und Sascha Lintermans, die seit knapp drei Jahren für einen Siebenjährigen sorgen. Sie gehören zu insgesamt 244 Pflegepersonen, die in Oberhavel Kinder in Not aufnehmen. 190 Mädchen und Jungen leben im Landkreis aktuell in einer Pflegefamilie – auf Zeit oder auf Dauer.

Der Pflegekinderdienst des Landkreises Oberhavel sucht jetzt Menschen, die wie Claudia Bengsch und das Ehepaar Lintermans Kindern ein stabiles Zuhause bieten können. Die meisten Kinder in Not sind jünger als sieben Jahre, wenn die Sozialarbeiterinnen des Jugendamtes eine Pflegefamilie für sie suchen. In Einzelfällen werden auch Jugendliche vermittelt. Die Gründe sind vielfältig.

Die leiblichen Eltern können bei der Erziehung überfordert sein. Aber auch die Krankheit eines Elternteils kann die Obhut eines Kindes in einer Pflegefamilie zeitweise nötig machen. Jedes Pflegekind hat eine eigene Biografie und damit individuelle Bedürfnisse. „Deshalb suchen wir für ein Kind die passende Familie, nicht umgekehrt“, sagt Sozialarbeiterin Heike Giese. Gelingt das nicht, nimmt das Team des Pflegekinderdienstes Kontakt in benachbarte Landkreise auf – mit wenig Chancen auf Erfolg. Wird keine Pflegefamilie gefunden, bleibt nur die Unterbringung in einer Erziehungsstelle. Ein Heim kann eine Familie aber nicht ersetzen, deshalb ruft der Landkreis potenzielle Pflegepersonen auf, sich zu melden.

„Ein Pflegekind aufzunehmen, ihm eine Perspektive und eine sichere Umgebung zu bieten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, aber vor allem ist sie erfüllend. Das berichten die Menschen, die Kinder in einer schwierigen Lebenssituation auffangen, immer wieder“, sagt Jugenddezernentin Nancy Klatt. „Und unsere Sozialarbeiterinnen lassen keine Pflegeperson damit allein. Die Mitarbeiterinnen des Kinderpflegedienstes begleiten die Familien eng, sie beraten, sie vermitteln Qualifizierungen und Weiterbildungen zum Wohl des Pflegekindes und der ganzen Familie.“

Das Bewerbungsverfahren ist ein mehrstufiger Prozess, bei dem potenzielle Pflegepersonen unter anderem an Seminaren zum Bindungs- und Erziehungsverhalten, zum Rollenverständnis und zu rechtlichen Grundlagen teilnehmen. Es muss eine Schulung zum Kinderschutz absolviert, ein Führungszeugnis und ein ärztliches Attest vorgelegt werden.

Für ein erstes Informationsgespräch können sich Menschen, die Pflegepersonen werden wollen, an den Pflegekinderdienst wenden. „Wir sprechen offen und direkt miteinander, um auf beiden Seiten zu schauen, ob diese Aufgabe infrage kommt und welche Pflegeform geeignet ist“, erklärt Sozialarbeiterin Heike Giese. Wichtig ist es, sich bewusst zu sein, dass die Betreuung eines Pflegekindes befristet sein kann. Priorität hat immer, einem Kind Schutz in einer Notsituation zu bieten.“ Ob Kinder für einige Monate ein Zuhause brauchen, bis die leiblichen Eltern wieder selbst für sie sorgen können, oder langfristig, wird individuell geprüft. „Im Vordergrund steht immer das Wohl des Kindes.“

Kontakt mit dem Pflegekinderdienst nehmen Interessierte telefonisch unter 03301 6014824 oder per E-Mail über FB-Jugend@oberhavel.de auf. Weitere Informationen gibt es unter www.oberhavel.de/Pflegekinderdienst.