Inhalt

Autor und Zeitzeugen erinnern sich im Bürgerhaus

Datum: 25.03.2022

Arbeitskämpfe vor dem Werktor und Treuhandgeschichten am Beispiel des Hennigsdorfer Stahl- und Walzwerks

„Ein Volk steht auf und geht zum Arbeitsamt - Staatsholding Treuhand als Fehlkonstruktion“ heißt ein 2021 erschienenes Buch, das der Autor und frühere Korrespondent der ARD, Hermann Vinke, geschrieben hat. Erschienen im Hamburger VSA-Verlag will es der Autor am 6. April um 17 Uhr im Bürgerhaus „Alte Feuerwache“ in der Hauptstraße 4 vorstellen. Dazu eingeladen sind Zeitzeugen wie der frühere Betriebsratsvorsitzende des Hennigsdorfer Elektrostahlwerkes, Peter Schulz, aber auch sein Sohn, langjähriger Bürgermeister der Stadt Hennigsdorf, Andreas Schulz.

Vinke hat sich mit Zeitzeugen unterhalten, hat Archive durchblättert und zahlreiche Geschichtsbücher gewälzt, um in seinem Buch die Treuhandanstalt als große Abwicklerin der früheren DDR-Betriebe zu entlarven und Modelle zu diskutieren, die dem schwierigen Neuanfang nach 1989 durchaus weniger radikale Zäsuren beschert hätten. Denn aus seiner Sicht ist Grundlegendes schief gelaufen. Eine Aufarbeitung sei überfällig, findet der Buchautor.

Dazu wird es im Rahmen einer Podiumsdiskussion in Hennigsdorf am Beispiel des Stahlwerkes spannende Beiträge zu hören geben von Menschen, die den Transformationsprozess in Deutschland nach der Wiedervereinigung hautnah miterlebt haben. Vinke hat das am Beispiel des Stahlwerkes untersucht. Erinnerungen an Protestmärsche, Besetzungen, Warnstreiks am Werktor, Sonderflugblätter, Verkäufe und viele Emotionen konnte er ebenso einfangen und einfließen lassen.

Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Jakob Warnecke, der sich als profunder Kenner der Materie mit dem Buchautor und den Zeitzeugen unterhalten wird. Da die Veranstaltung im Bürgerhaus auf 50 Besucher begrenzt ist, sollten sich Interessierte unbedingt per E-Mail unter stadtarchiv@hennigsdorf.de oder telefonisch unter 03302 877312 anmelden. Während der Veranstaltung, die unter 3G-Bedingungen stattfindet, ist eine medizinische Maske zu tragen.

Der Autor, Hermann Vinke, hat als Programmdirektor beim Hörfunk Radio Bremen gearbeitet und als USA-Korrespondent sowie aus Japan, Osteuropa und dem Baltikum für die ARD und verschiedene Tageszeitungen berichtet. Für ihn kommt das genauere Untersuchen des Auftrags der Treuhand-Anstalt bisher zu kurz. Durch Werksschließungen in Größenordnung wurden Biografien einer ganzen Generation gebrochen, fühlten sich die DDR-Werktätigen als Menschen zweiter Klasse in einem vereinten Deutschland, in dem sie scheinbar nichts beizutragen oder geleistet hatten.

Bis heute ist mit diesen Vorurteilen nicht endgültig aufgeräumt worden. Deshalb will Vinke den Betroffenen eine Bühne verschaffen, ihnen das Wort geben, zuhören und die Innensicht sieben ehemaliger Großbetriebe der DDR und ihren Absturz ins Bodenlose dokumentieren. „Ein Volk steht auf und geht zum Arbeitsamt“ ist für 16,80 Euro unter ISBN-Nummer 978-3-96488-072-7 auch im Buchhandel bestellbar.