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Quartierskonzept für Nord beschlossen

Wohnquartier für mehr als 4.700 Menschen soll lebenswerter und grüner werden

Es war ein langer Weg, doch am 21. Februar 2023 fällte die Stadtverordnetenversammlung Hennigsdorf den Beschluss zum Quartiersentwicklungskonzept. Daraus folgt eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen in den kommenden Jahren. Folgendes Leitbild wurde erarbeitet: Hennigsdorf Nord bleibt perspektivisch ein grünes Wohnquartier, das gutes Wohnen zu bezahlbaren Mieten in ordentlichen, gepflegten und sicheren Wohnquartieren für breite Schichten der Hennigsdorfer Bevölkerung bietet. Als Alleinstellungsmerkmal wird das Leitbild „klimaneutrale Wärmeversorgung“ angestrebt. Auf 280 Seiten werden Analysen, Protokolle und Projekte aufgeführt und entwickelt, die nun in zahlreiche Einzelvorhaben verschiedenster Protagonisten in dem Gebiet münden sollen. Auch die Einwohnerinnen und Einwohner kommen darin zu Wort.

Am 23.03.2021 wurde die Verwaltung durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung beauftragt, ein Quartiersentwicklungskonzept für das Quartier Hennigsdorf Nord zu erarbeiten. Ziel des Quartiersentwicklungskonzeptes ist es, über einen themenübergreifenden Ansatz ein Leitbild zu entwickeln sowie Ziele und Maßnahmen zu benennen, auf deren Grundlage in den kommenden Jahren des Quartier Hennigsdorf Nord zu einem attraktiven Wohnstandort gestaltet wird. Mit der Erarbeitung des Konzeptes wurde das Planungsbüro StadtBüro Hunger, Stadtforschung und Entwicklung beauftragt, dass das Projekt zusammen mit dem Ingenieurbüro Börjes GmbH & Co.KG bearbeitet.

Bei der Erarbeitung des Quartiersentwicklungskonzeptes wurden eine Vielzahl von Akteuren des Quartiers einbezogen.
So sind fünf Arbeitsgruppen zu folgenden Themen gebildet worden, die sich in den Planungsprozess einbringen:

  • Wohnen
  • Mobilität und Grün
  • Soziales und Gemeinwesenarbeit
  • Klima und Energie
  • Gewerbe und Dienstleistungen.

Die Arbeitsgruppen bestanden aus Vertreterinnen und Vertretern der Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft mbH und der Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ Hennigsdorf eG, der zuständigen Fachdienste der Stadtverwaltung, der Planungsbüros sowie sachkundigen Akteuren des Quartiers.

Begleitet wurde der Planungsprozess von einer Steuerungsgruppe, die aus dem Bürgermeister, den Fachbereichsleiterinnen und Fachbereichsleitern der Stadtverwaltung, dem Nachhaltigkeitsmanager der Stadt, der Pressestelle, der Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft mbH und die Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ Hennigsdorf eG, Vertreterinnen und Vertretern der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenden Fraktionen sowie den Planungsbüros bestand.


Planungsbüros nehmen Hennigsdorf Nord unter die Lupe

Durch die Planungsbüros wurde dem Wohnquartier eine professionelle Planung bescheinigt, auf deren Grundlage das Wohngebiet in den 70er Jahren entstand. Das Quartier mit seinen 4.750 Einwohnern in 2.500 Wohneinheiten gestaltet sich vielfältig. Es besteht überwiegend aus Geschosswohnungsbau in Plattenbauweise aber auch Einfamilienhäusern. Wohnraum steht dabei insbesondere als Mietwohnungen zur Verfügung sowie in kleinerem Umfang auch in Form von Wohneigentum.

Bereits in einer ersten Analyse wurden die Stärken aber auch die Schwächen des Quartiers herausgearbeitet. Einerseits punktet Hennigsdorf Nord durch seine klare städtebauliche Struktur, die großen verkehrsfreien grünen Innenhöfe, großzügig geplante Verkehrsflächen und eine sehr gute soziale Infrastruktur mit Kita und Schule, Freizeiteinrichtungen und Pflegeangeboten. Andererseits findet man im Gebiet eine eintönige Wohnarchitektur, öffentliche Flächen ohne Aufenthaltsqualität dominiert vom ruhenden Verkehr und einen unbefriedigend gestalteten Quartiersauftakt vor.

 

Fragebögenaktion und Steuerungsgruppe

Die ausführliche Analyse des Wohnquartiers war auch Gegenstand der ersten Steuerungsgruppe, die am 22.11.2021 stattfand. Es wurden die Anregungen der Teilnehmenden aufgenommen und die Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner vorbereitet.
Und was meinen die Bewohner zu ihrem Wohngebiet? Die Fragebogenaktion fand im Zeitraum vom 29.11.2021.-17.12.2021 statt. 

Mittels eines standardisierten Fragebogens wurden alle Haushalte in Hennigsdorf Nord zu ihren persönlichen Ansichten, Kritikpunkten zum Quartier, aber auch ihren Wünschen zur zukünftigen Entwicklung ihres Quartiers befragt. Der Fragebogen konnte sowohl per Print-Fragebogen als auch online über plane-mit.de/Hennigsdorf ausgefüllt werden.

Mit einem Rücklauf von 374 ausgefüllten Fragebögen, was 14,8 Prozent aller verschickten Bögen entsprach, konnte ein gutes und verwertbares Ergebnis erzielt werden. Die vielen interessanten, umfangreichen und sehr detaillierten Auswertungsergebnisse bezogen auf 8 Teilräume sind im Anhang zum Analysebericht zusammengefasst, der online eingesehen werden kann.

Demnach wohnen fast zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) bereits seit mindestens 1990 in der Stadt, 47 Prozent der Befragten im Wohngebiet und 33 Prozent in der gleichen Wohnung. Während Zweidrittel der Befragten gern in Hennigsdorf wohnen, sind mit dem Wohngebiet Hennigsdorf Nord nur 37 Prozent der Befragten zufrieden. Die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnung ist wiederum mit über 60 Prozent hoch.

Seitens der Bürgerinnen und Bürger wurden aber auch viele Wünsche geäußert. Am häufigsten wurden genannt:

  • stabile und bezahlbare Mietpreise
  • weiterer Anbau von Fahrstühlen,
  • die Pflege und Sauberkeit im öffentlichen Raum und auf Grünflächen,
  • die Aufwertung und Neueinrichtung von Spielplätzen,
  • mehr Parkplätze,
  • Errichtung von E-Ladesäulen
  • eine bessere Bustaktung,
  • eine S-Bahnhaltepunkt,
  • gastronomische Angebote,
  • mehr Angebote für Kinder und Jugendliche

Sachkundige Akteure planten mit

Parallel zur Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner fanden im Zeitraum November / Dezember 2021 die Sitzungen der fünf Arbeitsgruppen statt. In den Diskussionen wurde deutlich, dass Flächenkonkurrenzen zwischen den Belangen bestehen. Wo sollen die Prioritäten gesetzt werden? Mehr Parkmöglichkeiten oder mehr Grün und Aufenthaltsqualität, Ruhezonen zum Verweilen oder Angebote und Flächen für Aktivitäten? Die Wünsche waren vielfältig und das Flächenpotenzial knapp. Fest stand jedoch, dass sich im Gebiet etwas verändern wird.

Die erste Bürgerwerkstatt, eine Zweite wird folgen

Neben der Beteiligung über den Fragebogen hatten die Bewohnerinnen und Bewohner in zwei Bürgerwerkstätten die Möglichkeit, sich aktiv in die Erstellung des Quartierskonzeptes einzubringen.

Die erste Bürgerwerkstatt, bei der es insbesondere um die Erkenntnisse der Analyse, die Ergebnisse der Befragung auch den Entwurf des Leitbildes für die künftige Quartiersentwicklung ging, fand am 12.03.2022 statt. Pandemiebedingt konnte sie leider nur als Online-Veranstaltung durchgeführt werden. Zusätzlich konnte die Veranstaltung auch über einen Livestream verfolgt werden.

Wie auch bei der Befragung hatten auch hier die Bürgerinnen und Bürger noch einmal Hinweise zu „ihrem“ Quartier gegeben.

So wurde beispielsweise die Einfahrt zu den Lebensmittelmärkten als nicht optimal empfunden und werden Konflikte zwischen dem Liefer- und Kundenverkehr der Supermärkte und den Fußgängern, insbesondere den Schülern benannt. Vielfach wurde von den Einwohnern die als nicht ausreichend empfundene Parkplatzsituation angesprochen. Außerdem fehle es an Identifikationspunkten, an „Leuchttürmen“ im Viertel. Zur Gemeinwesenarbeit hieß es, dass ein größerer Bedarf Angeboten für Familien- und Kinderbetreuung besteht. Ein Quartiersmanagement zum besseren Zusammenleben wäre z.B. wünschenswert.

In einer zweiten Bürgerwerkstatt, die nach den Sommerferien vor Ort im Quartier durchgeführt wurde, kamen dann die konkreten Maßnahmen, die mit den Wohnungsunternehmen formuliert wurden, vor interessierten Bewohner:innen zur Sprache.


Ein Leitbild für die Zukunft des Quartiers

„Hennigsdorf Nord bleibt perspektivisch ein grünes Wohnquartier, das gutes Wohnen zu bezahlbaren Mieten in ordentlichen, gepflegten und sicheren Wohnquartieren für breite Schichten der Hennigsdorfer Bevölkerung bietet.“

Das wurde als Leitbild für das Wohnquartier Hennigsdorf Nord vorgeschlagen, unter dem sich ein Großteil der Wünsche und Ziele zusammenfassen lassen und das durch eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen realisiert werden soll.

Und auch wenn sicherlich nicht alle Träume Realität werden können, hofft die Stadt auf eine breite Akzeptanz und das Aufbauen auf vorhandene Potenziale.

Hennigsdorf Nord als lebens- und liebenswertes Viertel – das ist das erklärte Ziel.