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Ludwig Goldmann

  • Geboren am 17.11.1891 in Berlin
  • Deportiert am 14.11.1941 nach Minsk,
  • in Minsk verschollen

 

 

Zum Schicksal von Ludwig Goldmann

Seit vielen Jahren hatte der Drogist Hans Brockmann die linke Seite seines Geschäftshauses an den dort wohnenden jüdischen Einzelhändler Ludwig Goldmann vermietet. Er unterhielt ein Schuhgeschäft. Ludwig Goldmann war alleinstehend und oft waren Brockmanns Kinder zu Gast beim „Onkel Goldmann“, wie sie ihn liebevoll nannten.

1988 berichtete der Dipl. Historiker Hans Biereigel über die Pogromnacht in Hennigsdorf. In der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 erschienen wie auch in anderen Orten Deutschlands Hennigsdorfer SA-Leute vor diesem Geschäft. Sie beschimpften den Juden Goldmann und warfen schließlich die große Schaufensterscheibe ein. Als die SA-Leute versuchten, in das Geschäft einzudringen, um den jüdischen Kaufmann zu demütigen und zu schlagen, trat ihnen der Hausbesitzer Hans Brockmann mutig entgegen. Mit den Worten „Das ist mein Haus und mein Geschäft“ versuchte er, sich und seine Mitbürger zu schützen. Doch die Nazis lachten nur höhnisch.

Am nächsten Morgen, am 10. November 1938, hatten die SA-Leute ein riesiges Schild am Haus und Geschäft von Hans Brockmann angebracht. Darauf stand: „Geht nicht zu dem Drogisten Brockmann – er ist ein Judenfreund.“ Ob die Hennigsdorfer Bürger dem Boykottaufruf der SA-Leute folgten, ist nicht bekannt. Hans Brockmann jedenfalls resignierte nicht. Er glaubte zu dieser Zeit noch an das Recht in Deutschland. Er setzte sich hin und schrieb eine Klage gegen die Hennigsdorfer SA-Führung wegen Geschäftsschädigung. Nach wenigen Wochen erhielt er vom Amtsgericht Berlin-Spandau die Mitteilung, dass die Klage wegen Nichtigkeit abgewiesen wurde. Die entstandenen Kosten wurden dem Drogisten Brockmann in Rechnung gestellt.

Kurze Zeit später, am 3. Dezember 1938, trat eine Verordnung betreffs Liquidierung des jüdischen Eigentums in Kraft. Im § 1 hieß es u.a.: „Dem Inhaber eines jüdischen Gewerbebetriebes kann aufgegeben werden, den Betrieb binnen einer bestimmten Frist zu veräußern oder abzuwickeln. Mit dieser Anordnung können Auflagen verbunden werden.“

Am 05.12.1938 schrieb Ludwig Goldmann einen Brief an die Gemeinde Hennigsdorf. Darin heißt es: „Da die Schließung meines Schuhgeschäfts am 2. d. Monats verfügt wurde, melde ich hiermit mein Gewerbe ab. Es finden lediglich nur noch Abwicklungsarbeiten mit der Deutschen Arbeitsfront in Nauen statt, zwecks Übertragung in arische Hände.“

Das Geschäft wurde „arisiert“ und von der Firma Weise bis Kriegsende weitergeführt. Der Brief ist das letzte Lebenszeichen von Ludwig Goldmann. Eines Tages erschien die Gestapo und verhaftete ihn. Er wurde am 14.11.1941 mit dem Deportationsziel Minsk deportiert und gilt seit diesem Termin als verschollen.

Der „Stolperstein“ wurde In Hennigsdorf, Waldstraße 40, verlegt. Die Patenschaft für den „Stolperstein“ von Herrn Ludwig Goldmann hat die katholische Gemeinde Hennigsdorf übernommen.

 

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