Hennigsdorf wird global nachhaltige Kommune
Sieben Städte und Gemeinden Brandenburgs erhalten umfangreiche Begleitung und fachlichen Rat auf dem Weg dorthin
Es ist ein schöner Erfolg, dabei zu sein. Nachdem Hennigsdorf und die Stadtwerke Hennigsdorf GmbH den Titel „Klimaaktive Kommune 2021“ einheimsen konnten, macht sich die Havelstadt nun weiter auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit zur Agenda 2030. Gemeinsam mit vier Teilnehmenden, darunter dem Landkreis Elbe-Elster, die bereits eine Förderung erhalten, stehen damit aktuell zwölf Kandidaten auf der Liste des Projektes „Global nachhaltige Kommune“ in Brandenburg. 2015 wurden 17 Nachhaltigkeitsziele festgelegt, ausgegeben von den Vereinten Nationen mit vielfältigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten für ein menschenwürdiges Leben. Diese greifen quasi in jeden Lebensbereich einer Stadtgesellschaft und die Arbeit der Stadtverwaltung ein.
Peter Zöller, Nachhaltigkeitsmanager der Stadt Hennigsdorf, ist mit einer Arbeitsgruppe schon an der Arbeit. Unterstützt von Reinhard Hannesschläger von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), die als Partnerin den Teilnehmenden zur Seite steht, sollen Kriterien erarbeitet werden, die später in eine Nachhaltigkeitsstrategie münden sollen. „Ich erhoffe mir davon, dass wir konkrete Leitbilder und Maßnahmen beschreiben, die von einer breiten Stadtgesellschaft getragen werden, also von der Verwaltung, von der Politik, den Bürgern, Institutionen und der Wirtschaft.“ Und weiter erläutert der Hennigsdorfer: „Jede Maßnahme sollte gemeinsam umgesetzt werden. Der Anspruch ist, dass in einem recht aufwendigen Diskussionsprozess zum Ziel gelangt wird. Viele sollen dabei mitwirken. Die Nachhaltigkeitsstrategie sollte jedem bekannt sein und kein Papiertiger werden, sondern ein lebendiges, populäres Instrument für Hennigsdorf sein.“
Deshalb wird aktuell auf den Prüfstand gestellt, wie die Verwaltung arbeitet, welche Projekte in Schulen oder Kitas das Umweltbewusstsein stärken können, wie Hennigsdorf trotz aktueller Energie- oder Flüchtlingskrisen lebenswert bleiben kann. Eine Gruppe Aktiver aus Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und Stadtwerke hat die Arbeit aufgenommen. Vieles scheint zu Beginn wenig greifbar, sagt Peter Zöller. Je konkreter die Arbeit aber wird, umso mehr kann sich später jeder einbringen. Entsiegelung von Flächen, Nachhaltigkeit im Bestellwesen, Einsatz von nachhaltigen Ressourcen beim Kita-Essen oder Bauen, Einkauf in einem lokalen Geschäft und vieles mehr geht jeden an. „Wir wollen atmen können in unserer Stadt, ein besseres Klima schaffen. In Kitas und Schulen leben bereits zahlreiche Projekte, die das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei den Kindern stärken. Das tragen sie dann mit nach Hause. So setzt sich der Gedanke fort. Alltagsverständliche Dinge zu begreifen, ist das eigentliche Ziel.“
Doch auch die Stadtverwaltung unterzieht sich diesem Analyseprozess. Ein erster Baustein war der Nachhaltigkeitsbericht, der in diesem Jahr auch von den Stadtverordneten kritisch gelesen wurde. Er bildet die Grundlage, eine erste Analyse des Ist-Zustandes sozusagen. „Im Verwaltungstun kann ebenso der Nachhaltigkeitsaspekt stärker in den Fokus rücken. Sei es beim kommunalen Haushalt, der Vergabe, sei es bei Projekten, die kompakter und ressourcensparend ablaufen können. Kosten können kritisch bewertet und mit der Nachhaltigkeitsbrille beschaut werden“, hofft der Fachmann.
Schon heute zeigen viele Projekte im Bürgerhaushalt, wo die Wünsche der Hennigsdorferinnen und Hennigsdorfer hingehen. Diese könnten in einem Nachhaltigkeitsrat mitarbeiten, der im Zuge des Arbeitsprozesses zur „Global nachhaltigen Kommune“ entstehen könnte. Dazu nehmen zufällig ausgeloste Einwohner Einfluss auf Strategien, entwickeln eigene Ideen und tragen sie in die Praxis ein. Dialoge werden lebendiger. Auch die Wohnungswirtschaft, die Industrie, das Gewerbe und vieles mehr wird einbezogen. Von Leihfahrrädern auf dem Betriebsgelände bis zu begrünten Fassaden ist einiges möglich, um das Stadtklima zu verbessern.
Bis Ende 2023 läuft das geförderte Projekt. „Das ist ein Glücksfall“, macht Zöller klar. Ein Dienstleister steht zur Seite und hat Erfahrung darin, das Entstehen eines solches Konzeptes zu moderieren. Das kann die Stadt nun nutzen. Dass das kein Neuland ist in Hennigsdorf, beweist der Titel „Klimaaktive Kommune 2021“. Immerhin haben die Stadtverordneten diese Entscheidungen gefasst, regenerative Energien in der Fernwärmeversorgung einzusetzen. 2024 könnten es 80 Prozent sein, wenn alle Bauvorhaben umgesetzt werden. „Der Prozess ist also schon längst in Gang gekommen“, befindet der Nachhaltigkeitsmanager.
Seelow, Cottbus, Mühlenbecker Land – sie alle stehen an der Seite von Hennigsdorf auf diesem Weg. Deshalb werden Erfahrungen ausgetauscht, gemeinsame Treffen organisiert. Kommunalpolitische Entscheidungen stehen ebenso wie Verwaltungshandeln im Fokus. Nachhaltige Entwicklungen bestimmen kommunales Handeln. Zu einem Dialog auf der politischen Ebene gesellt sich der in der breiten Schicht der Bevölkerung. Dazu sind für den Herbst auch Workshops geplant. Diese könnten zu Schwerpunkten wie Bildung, Mobilität oder Umweltschutz stattfinden.
Die Vereinten Nationen haben die 17 Nachhaltigkeitsziele festgelegt. Sie mit Leben zu erfüllen, ist Ziel in Hennigsdorf. Das Projekt „Global nachhaltige Kommune“ ist erfolgreich gestartet.