Ankerplatz für bewegte Menschen

© Steffen Leber

Auf einem langen Flur mit Knick in der Forststraße befand sich einst der Flachbau, in dem 1995 die gemeinnützige Projekt- und soziale Regionalentwicklungsgesellschaft mbH (PuR) unterkam. Bunte Flyer, kreativ und mit verschiedenen Titeln versehen, ließen auf die vielen verschiedenen Arbeitsbeschaffungsprojekte blicken. Für manchen Hennigsdorfer, für manchen Oberhaveler fand sich in den Zeiten des Umbruchs ein neuer Platz zum Orientieren und Überlegen, wie die Zukunft aussehen könnte.

Die Arbeitslosenquoten lagen so hoch, dass fast jeder zweite Oberhaveler in die Statistik der Arbeitsagentur fiel. Massiv ausgeweitete Kurzarbeit oder andere Instrumente der Arbeitsmarktgesetze griffen den Menschen zeitweise unter die Arme. Ganze Familien mussten sich neu orientieren, umschulen oder Wege für sich finden. Die PuR setzte genau da an. Als Tochtergesellschaft der ABS mit ihrer gewerblich orientierten Novareg und der Bildungsstätte INO sollte diese Hennigsdorfer Gesellschaft den sozialen und kulturellen Bereich abdecken.

So kam es, dass auch mancher, der in einer Maßnahme bei der PuR von „Aufbau eines Dokumentationszentrums im Grenzturm Nieder Neuendorf“ oder „Freizeitangebote für Spätaussiedler“ über „Mieterunterstützende Hilfsangebote“ bis zu „Expo 2000 – Teilprojekt Hennigsdorf“ und „Kulturatlas Brandenburg“ in Themen der Zeit einstieg, auch eine Idee zur Firmengründung oder für einen neuen Job fand.

Hennigsdorfs Bürgermeister Thomas Günther erinnerte wie auch PuR-Geschäftsführerin Annette Koegst an diese bewegte und bewegende Zeit. Je nach arbeitsmarktpolitischen oder sozial geförderten Zielen und Rahmenbedingungen richteten sich Inhalte und Projekte für Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Menschen wurden aufgefangen, bildeten sich fort oder erhielten Rat und Hilfe. Die Schuldnerberatungsstelle, Kleiderkammer oder viele andere Ideen vom Seniorenlotsen bis zu Nachbarschaftstreffs und Offener Jugendarbeit sind heute noch wichtig oder Anlaufpunkte in der Stadt. Dass auch das Feiern nicht zu kurz kam in all den Jahren zeigten die PuR-Mitarbeitenden einmal mehr zum Geburtstagsfest am 17. Juli 2025. Frühere Kollegen kamen zusammen, Partner ins Gespräch.

© Steffen Leber

Die durch den Bürgerhaushalt Hennigsdorf gerade bereitgestellte Kleinstbühne wurde damit zünftig einem Praxistest unterzogen. Und das, noch bevor ab Montag, 28. Juli, wieder die Ferien-Zirkuskinder im Zideka auf ihre Kosten hinter dem Gebäude Fabrikstraße 10 kommen.

Mit Rätselspaß, historischen Schlagzeilen aus Tageszeitungen oder besagten bunten Flyern aus 30 Jahren intensiver Arbeit mit den zu Betreuenden kamen Partner von Landkreis Oberhavel über Agentur für Arbeit bis zu Vertretern aus Stadtverwaltungen aus dem ganzen Kreisgebiet zusammen. Thomas Günther betonte: „PuR – das heißt für uns auch positiv und ruhelos!“