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Bahnzulieferer: Gegen alle Widerstände mit Tonnenlasten

In der REO Train Power Magnetics GmbH werden Komponenten für den störungsfreien Betrieb gebaut oder aufgearbeitet

Die Bahn soll pünktlich kommen, jeder Ausfall führt zu Ärgernissen bei den Fahrgästen. Doch nicht nur der Nah-, Fern- und Güterverkehr beschäftigt die Firma REO Train Power Magnetics GmbH in Hennigsdorf. In der 3000 Quadratmeter großen Halle im Gewerbepark Nord
werden neben individuellen Entwicklungen für die Bahntechnik auch Transformatoren und Drosseln für die Prüftechnik sowie die Industrietechnik und viele weitere Einsatzgebiete gebaut. Dazu gehören auch Komponenten für Minenfahrzeuge.

3000 Produkte aus einer Halle

Die Firma, die zur REO-Gruppe Solingen mit insgesamt 400 Mitarbeitenden weltweit gehört, beschäftigt am Standort Hennigsdorf 24 Frauen und Männer. Der 36-jährige Standortleiter Michael Tebling, der einst eine Industriemechaniker-Lehre absolvierte, ist inzwischen Industriemeister. Über 3000 unterschiedliche Produkte, berichtet der Havelländer, kommen aus dem Haus REO in Hennigsdorf.

An den einzelnen Arbeitsplätzen in Hennigsdorf sitzen hochspezialisierte Mitarbeitende. Der 57-jährige Hennigsdorfer Thomas Mehrmann zum Beispiel montiert gerade eine Stabkerndrossel. Sein Kollege, Dieter Kempf, hat Kupferfolie vor sich, die er mit Elektroisolierklebeband versieht. Die Schirmisolierung von Transformatoren ist sein Spezialgebiet.

Das ingenieurtechnische Knowhow mit acht Konstrukteuren und Berechnern, sowie der Vertrieb und Einkauf ist in einer Abteilung in Berlin angesiedelt. Kunden für REO Hennigsdorf sitzen in Australien, Spanien, den USA – auf der ganzen Welt. Wie anspruchsvoll und ausgeklügelt die Teile und Systeme sind, die in der Hennigsdorfer Halle entstehen, zeigen einige technische Parameter.

So muss das Isolationssystem für Bahngeräte aus Drähten und Kunststoffen neuesten Materialforschungen genügen und Temperaturen von -50 Grad Celsius bis +180 Grad Celsius standhalten. Zudem können diese Geräte einer Leistung von bis zu 50 kVA trotzen. Saugkreisdrosseln, die für die Unterflur-Montage an Zügen geeignet sind, werden für höchste mechanische Belastungen ausgelegt und müssen wie viele andere Teile auch vibrations- und schockgeprüft sein.

Systemanbieter für Zughersteller mit Tradition

„Wir sind ein Systemanbieter“, konstatiert der Hennigsdorfer Standortleiter. Die Komponenten für die Bahntechnik und alle anderen Abnehmer werden kundenspezifisch hergestellt. Auch in der Wartung erwarten die Firmen, die bei REO bestellen, höchste Genauigkeit und später störungsfreien Betrieb. Neben den eigenen Produkten ist die Firma auch im Bereich der Schulung von Kunden tätig. Seit 1925 ist REO am Markt präsent, inzwischen in der vierten Familiengeneration.

Wer eine Affinität zu Elektrik und Metallverarbeitung hat, kann sich jederzeit in Hennigsdorf vorstellen. Es werden aktuell vor allem Mitarbeitende für das Prüffeld gesucht und in der Produktion. Zahlreiche Mitarbeiter kommen aus ganz artfremden Bereichen. Sie waren einst Maurer oder Fräser und Lackierer und stehen heute zum Beispiel im Wareneingang oder in der Isolierstofffertigung. Wer flexibel ist, kann sich auch an verschiedenen Stationen im internen Ablauf einarbeiten lassen.

Prototypen mit Tonnengewicht

Auch Prototypen werden in Hennigsdorf praktisch umgesetzt. Dazu gehen Geräte weltweit an die Kunden. In der Zulieferung bedient sich REO auch einer Vielzahl an externen Partnern, zum Beispiel im Zuschnitt von Teilen oder bei speziellen Materialien. Das Gros an Arbeit im

Werk ist nicht automatisiert, weil oftmals sehr kleine Serien von maximal zehn Stück zu fertigen sind. Da ist Fingerfertigkeit gefragt. Die Bauteilgrößen variieren außerdem. Bis zu zwei Tonnen können Drosseln wiegen, nur vier Kilogramm manche der Trafos. Sie kommen im Stromnetz in Bahnen zum Einsatz, um den Strom, der höher anliegt, herunterzudrosseln – daher ihr Name – und Stromspitzen abzufangen.

Einige der Aufträge laufen nur wenige Monate, andere über zwei Jahre. „Das ist sehr unterschiedlich, jeder Auftrag ist neu und individuell“, konstatiert Michael Tebling. Dem Familienvater macht die Arbeit Spaß – auch, weil sie viel Abwechslung bietet. „Wer handwerkliches Geschick hat, findet sich bei uns schnell ein.“ Weil die Firma regional aufgestellt ist, sind auch die Zuliefersorgen kleiner, stellt er fest. Er selbst kennt jeden Arbeitsplatz genau, beschreibt die Spulenkörper, kennt die Wicklungen und weiß Details um den Einsatz von Epoxidharz in der Beschichtungsabteilung. Über neue Mitarbeiter würde er sich wie die Kollegen sehr freuen.

Zahlen und Fakten:

    •  Die REO AG wurde 1925 in Berlin gegründet und ist an elf Standorten weltweit mit 400 Mitarbeitern vertreten
    • 1946 ging der Betrieb nach Solingen, 1977 kam die erste Niederlassung in Paris dazu
    • 2004 wurde die Nieke Elektroapparate GmbH Berlin übernommen, seither kommen REO-Komponenten wie Drosseln oder Transformatoren aus Hennigsdorf: https://www.reo-tpm.de
    • Leistung und Motivation werden nach eigenem Bekunden in der AG betont
    • Als Anbieter von elektronischen Komponenten und Komplettlösungen für Antriebs- und Bahntechnik, in der Medizintechnik sowie Prüf- und Fördertechnik sind 11.000 Produkte weltweit im Angebot
  • Chef des Familienunternehmens in vierter Generation ist Philip Twellsieck
  • Informationen gibt es unter der Internetseite https://www.reo.de
  • Unter https://www.reo.de/karriere sind alle Jobs für die einzelnen Standorte einsehbar
  • REO Hennigsdorf ist im Gewerbehof Nord in der Eduard-Maurer-Straße 13 zu finden: Telefon 03302 80980, E-Mail info@reo-tpm.de.