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Antirassismustag mit verschiedenen Aktionen und Ideen

Datum: 19.03.2024
Hennigsdorfer Aktionsbündnis H.A.L.T., Schulen und Gruppierungen beteiligen sich an den Stolperstein-Orten in der Stadt

Den Antirassismustag in Hennigsdorf begehen neben den Schulen und verschiedenen Gruppen sowie Parteien auch zahlreiche Interessierte mit Aktionen und öffentlichen Ideen. Auch das Aktionsbündnis H.A.L.T., das es seit 2009 in der Stadt gibt, ruft dazu auf, am 21. März 2024 gegen Rassismus, Fremdenhass, Ausgrenzung und für Integration aufzustehen. „Wir machen uns stark dafür, dass es in unserer Stadt keinen Platz gibt für Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz“, betont die Hennigsdorfer Gemeinwesenbeauftragte Kerstin Gröbe, die ebenso wie viele Aktive unterschiedlicher Gruppen in dem parteiübergreifenden Bündnis mit aktiv ist. In Hennigsdorf leben laut Gröbe mehr als 105 Nationalitäten friedlich nebeneinander. 

So hat die Adolph-Diesterweg-Oberschule in diesem Jahr "Steine des Respekts" bemalt und mit wertschätzenden Sprüchen versehen, wie Sozialarbeiterin Mandy Böckenhauer informiert. Diese Steine werden am Donnerstag, 21. März, von 8 bis 12 Uhr an ausgewählten Orten in Hennigsdorf verlegt. Wer sie sieht, kann sie mitnehmen und weitertragen oder behalten. Auch einfach liegen bleiben dürfen diese Steine, die zudem als Trost- und Kraftspender in schwierigen Zeiten dienen sollen. Wie in jedem Jahr gehen die Schülerinnen und Schüler anschließend zu Stolpersteinen und reinigen diese.

Am Stolperstein für Ludwig Goldmann in der Waldstraße 40 hat die katholische Kirchengemeinde "Zu den Heiligen Schutzengeln" am Donnerstag um 16.30 Uhr eine kleine Andacht vorbereitet. Jede Hennigsdorferin, jeder Hennigsdorfer kann einfach dazukommen. Auch die evangelische Kirchengemeinde ist mit dabei. Um 17 Uhr ist im Gemeindehaus eine Dokumentation zu sehen, ehe sich die Gruppe aufmacht, um ihren Stolperstein zu säubern. Auch Kinder der Fontane-Grundschule haben das vor und sind mit in der Stadt unterwegs.

Sechs dieser Gedenk- und Erinnerungsorte in Messing gibt es in Hennigsdorf. So erinnern Stolpersteine in der Waldstraße 40 an den Schuhhändler Ludwig Goldmann und damit auch an den Hausbesitzer Hans Brockmann, der diesen Kaufmann nach dem Pogrom von 1939 schützen wollte. Goldmann starb in Minsk. In der Marwitzer Straße 48 fühlen sich die SPD und die Mobile Jugendarbeit der Hennigsdorfer gemeinnützigen Projekt- und sozialen Regionalentwicklungsgesellschaft PuR gGmbH für den Stein verantwortlich, der an den ehemaligen Bewohner und Antifaschisten Heinrich Bartsch erinnert, der 1944 von SS-Leuten ermordet wurde.

Für die jüdische Familie Blaschke, Ernst Blaschke war Direktor der AEG-Fabriken, die nach Australien emigrierte und deren Verbleib gerade durch den Besuch des Nachfahren Ronald Colman in Hennigsdorf weitere Aufklärung fand, liegen vier Stolpersteine im Weg an der Neuendorfstraße 23. Die Linke, der Seniorenbeirat und Ausländerbeirat der Stadt kümmern sich liebevoll darum und erinnern an das Schicksal der von den Nazis aus der Stadt Vertriebenen.

Klara und Wilhelm Busse, die den Zeugen Jehovas angehörten – eine Glaubensgemeinschaft, die schon 1933 verboten wurde – kamen in Konzentrationslager. Klara Busse starb im KZ Ravensbrück, der Ehemann überlebte den Todesmarsch des KZ Sachsenhausen und wohnte nach 1945 gemeinsam mit Tochter Gerda wieder in Hennigsdorf. An ihr Schicksal erinnert der Stolperstein in der Berliner Straße 18.

Familie Lachmann lebte in der Feldstraße. SS-Männer zerstörten und plünderten ihr Geschäft. Während Else Sara Bela Lachmann aus der Stadt ausgewiesen und später in Auschwitz ermordet wurde, versteckte sich ihr Sohn in Berlin-Reinickendorf. Der Enkel Peter Lachmann übernahm später die Patenschaft über diesen Stein in der Hauptstraße 13, die evangelische Kirchengemeinde pflegt diesen Ort. Acht Familienangehörige der Hennigsdorferin starben in Lagern und auf Transporten.

Clara Schabbel, deren Name noch heute in der Stadt lebendig ist, erhielt vor der Clara-Schabbel-Straße 11 einen Stolperstein. Bis 1942 lebte sie in der Stadt und leistete aktiven Widerstand als Mitglied der Schulze-Boysen/Harnack-Organisation. 1943 wurde sie zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Um ihren Stolperstein kümmern sich die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Heimatgeber und die Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft mbH (HWB), die auch in diesem Jahr wieder mit dabei sind und gemeinsam an das Schicksal erinnern. Nie wieder Vertreibung, Hass und Krieg in Hennigsdorf zuzulassen, ist allen Beteiligten Auftrag und Verpflichtung zugleich.