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Wo es in der Stadt wild kreucht und fleucht

Wo es in der Stadt wild kreucht und fleucht

Hennigsdorfer Wiesen sind nicht nur schön fürs Auge, sondern auch ökologisch wertvoll

Summende Bienen hüpfen von Blüte zu Blüte, lilafarbene Wiesenflockenblumen wiegen sich sanft im Wind, Schmetterlinge tänzeln schwerelos über gelbem Hornklee – auf Hennigsdorfer Blühwiesen kann man der Natur beim Arbeiten zusehen. Arbeiten für ein besseres Klima in der Stadt. Denn auf den Flächen fühlen sich nicht nur unzählige Käfer, Fluginsekten und heimische Pflanzen wohl, sondern die Wiesen funktionieren auch wie riesige Kühlschränke und sorgen für angenehme Temperaturen in der Sommerhitze.

Seit zehn Jahren werden die städtischen Flächen nach den Bedürfnissen der Natur umgestaltet, sagt Silke Teuber, die im Rathaus für die Hennigsdorfer Grünflächen zuständig ist und zeigt auf eine typische Wiese in den Havelauen vor der Brücke am Stadthafen. Nur neben den Wegen wird das Gras kurzgehalten, damit das Regenwasser abfließen kann. Aber in der Wiesenmitte kann sich die Natur austoben: Weiße Schafgarbe, Wiesenlabkraut, rotleuchtender Blutweiderich - alles wächst, was auf märkischen Wiesen zu Hause ist. Auf mittlerweile mehr als acht Hektar naturnah aufgewerteter Grünflächen der Stadt bestimmt die Laune der Natur, was blüht und gedeiht.

Die Flächen werden weitestgehend in Ruhe gelassen, nicht gedüngt oder gewässert. Allerdings müssen die Wiesen zwei bis dreimal pro Jahr vom Stadtservice gemäht werden, um die Artenvielfalt zu fördern. Würden die Wiesen nicht gemäht werden, würden die hohen Gräser die kleineren, nahrhaften Kräuter in kürzester Zeit verdrängen, was vielen heimischen Insekten gar nicht „schmecken“ würde. Der Umbau habe sich schon für den Artenreichtum gelohnt, jetzt könne man wieder häufiger Insekten wie den Hauhechel-Bläuling-Schmetterling oder zahlreiche Wildbienen sehen, freut sich Stadtgrün-Expertin Silke Teuber.

Bei aller Freude über blühende Wiesen schränkt sie jedoch ein: „Bei Blühwiesen gilt nicht: Je bunter, desto besser. Nicht alle Blumen sind gleich gut geeignet als Nahrungsquelle für Insekten. Viele sehen wunderbar aus, aber die heimischen Insekten haben nichts davon. Sie brauchen eher Heidenelken, den gewöhnlichen Natternkopf, Salbei oder Wegwarte für einen reich gedeckten Tisch.“

Neben den naturbelassenen Wiesen in den Außenbereichen wird es im Innenstadtbereich weiter auch die gemähten Grünflächen zum Spielen und Erholen geben. Ziel ist es aber, der Natur - wo es möglich ist - freie Hand zu lassen, wie jüngst erst in Nieder Neuendorf „Auf der Lichtung“, wo Anwohnende den Wunsch nach einer Wiese auf der Fläche vor den Häusern äußerten und es dort jetzt prächtig blüht.

Naturnahe Wiesenflächen, wie auch nördlich der Ringpromenade, sind Aushängeschilder für Hennigsdorf als aktives Mitglied von Kommunen für biologische Vielfalt. Wo eine Wiese wächst, ist der Boden gesund. Er kann für die sogenannte Schwammstadt-Idee genügend Wasser auch bei Starkregen aufnehmen und speichern. Wo Rasen in der sengenden Hitze braun wird und verbrennt, trotzt eine Wiese der Sonne und ist mit der richtigen Ausrichtung als Durchlüftungsbereich eine wahre Klimaanlage. So kommen kühlere Celsius-Grade in die Innenstadt.

Silke Teuber ruft alle in Hennigsdorf auf, die einen Garten besitzen, doch ein wildes Eckchen auf der eigenen Scholle wachsen zu lassen und dabei auf heimische Blühmischungen zu setzen. Wildbiene, Libelle und kleine Wiesenfalter werden es allen danken.