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Stadtbad: Ein Ende mit Neubeginn

Datum: 11.07.2023

Hennigsdorfer Halle schließt nach 43 Jahren die Pforten / Neubau öffnet sieben Wochen später an anderem Standort

Eigentlich sollte das Baumaterial für eine neue Kaufhalle her, doch dann stand in Hennigsdorf-Nord eine Volksschwimmhalle, die am 7. Oktober 1980 öffnete. Die Großbetriebe der Stadt – daran erinnern sich die Hennigsdorferinnen und Hennigsdorfer gern – sorgten einst dafür, dass dieses Alleinstellungsmerkmal im Altkreis Oranienburg noch die Wende überdauern sollte. Erst 2002 bekam das inzwischen in aqua-Stadtbad umbenannte Freizeitobjekt, das seit 2012 von der Stadtwerke-Hennigsdorf-Tochter Stadtbad Hennigsdorf GmbH (SBH) betrieben wird, mit der Turm-Erlebniscity in Oranienburg eine große Schwester.

Lebendig sind die Erinnerungen, die in einem großen Gästebuch der Volksschwimmhalle vermerkt wurden. Es diente 2023 als wichtige Quelle für eine Ausstellung des Hennigsdorfer Stadtarchivs zu Hennigsdorf-Nord. Besuche von Delegationen, Schwimmevents und Meisterschaften sind darin ebenso notiert wie Neuerungen und Investitionen. Das Gästebuch gibt ebenso wie einige Fotos einen Einblick in die Geschichte des beliebten Freizeittreffs. In drei Monaten nach Eröffnung schauten damals 60.000 Besucher rein, 650.000 gingen bis Ende 1985 in Hennigsdorf schwimmen und saunieren. Das war ein unerreichter Rekord.

Nun – am 16. Juli 2023 – ist das aqua-Stadtbad Hennigsdorf das letzte Mal für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Team um Bärbel Sachtleben, die selbst 1980 als Rettungsschwimmerin anfing und inzwischen als Meisterin der Bäderbetriebe eine von drei GeschäftsführerInnen der Stadtbad Hennigsdorf GmbH ist, wird am Sonntagabend sicher gerührt die Türen schließen. Mit Akribie und Kraft musste an der teils verschlissenen und veralteten Technik bis zuletzt geschraubt werden. Fast 5,4 Millionen Badegäste sind in den 43 Jahren ein- und ausgegangen. Die haben schwimmen gelernt, im warmen Wasser getobt, an Badepartys teilgenommen, sind gerutscht, haben Modenschauen erlebt, Tage der offenen Tür, Cineswimming – Kino auf dem Wasser –, stimmungsvolle Jahresfeiern und so manche Veränderung auch.

Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde umgebaut, 1997 stieg die Familienfreundlichkeit nach Sanierungen weiter. Auch eine 44 Meter lange Rutsche kam hinzu. Ganzjährig wurden Kinderschwimmen oder Aqua-Kurse angeboten, die Sauna hat ihre Fans. Die Grund- und Vorschüler aus Hennigsdorf und der ganzen Umgebung ziehen ihre Runden und üben schwimmen und tauchen.

Zahlreiche Vereine trainieren in Nord, auch die Rettungsschwimmer unterstützen vor Ort. Nun geht eine Ära zu Ende. Während sich das 13-köpfige Team um Bärbel Sachtleben auf die neue Wirkungsstätte in der Parkstraße 1 freut, sind mit dem aqua-Stadtbad doch bei vielen Menschen schöne Erinnerungen verbunden.

Das neue Bad wird bald ebenso viele begeistern können. Es öffnet am 28. August 2023 die Türen für den Badebetrieb. Schon am 25. August aber ab 10 Uhr lässt es sich beim Tag der offenen Tür – noch ohne Badehose oder -anzug – besichtigen.

Und ein bisschen altes Stadtbad zieht auch mit um ins neue. So hängt im Vestibül der neuen Schwimmhalle ein Kunstwerk von Annett Pollack-Mohr, in das die Künstlerin Fliesen aus dem Stadtbad in Nord verwoben hat. Und auch eine Plastik, die einst erst am Freibad der Stadt, später an der Schwimmhalle in Nord stand, hat schon einen neuen Platz gefunden. Es bleibt spannend in Hennigsdorf.