Von Motoren getrieben
Mit der Firma Menzel Elektromotoren GmbH gewinnt Hennigsdorf einen Global Player des Maschinenbaus.
Als Kurt Menzel 1927 quasi in einer Garage seine Firma für Industrieanlagenbau gründete und später aus dem bombardierten Berlin flüchtete, um dann zurückzukehren und die Ärmel hochzukrempeln, konnte er nicht ahnen, welchen Grundstein er legen würden. Heute mit ihrem Enkel Mathis Menzel hat die dritte Generation den Betrieb auf dem Markt zum Global Player des Elektromotorenbaus geführt. Kurt Menzel junior, heute im Ruhestand, schaut noch immer gern vorbei.
Seit Januar ist die Firma Menzel Elektromotoren GmbH auf früherer Stahlwerksfläche zwischen Honig-Fabrik und Hennigsdorfer Elektrostahlwerk ansässig – mit gut 120 Beschäftigten in Hennigsdorf und Vertriebsbüros weltweit. Drei Außenlager und 6.500 Quadratmeter moderne Produktionsfläche in Hennigsdorf bilden für einen Jahresumsatz von 24 Millionen Euro die materielle Grundlage des deutschen Hauptsitzes.
Meterhohe Lager mit wertvoller Fracht
Der 44-jährige Firmenchef Mathis Menzel, dem mit Dirk Achhammer ein versierter kaufmännischer Geschäftsführer zur Seite steht, aber sieht vor allem im menschlichen Knowhow das große Pfund, mit dem die Fabrik wuchern kann. Denn ohne die Mitarbeitenden in ihren blauen Arbeitshosen und in Metallkappenschuhen würden sich die tonnenschweren Motoren nicht so gut auf dem Weltmarkt platzieren lassen. Alle arbeiten unter der gelb strahlenden Firmensonne, die nicht nur den Arbeitsplätzen und meterhohen Lagern ihren Stempel aufdrückt, sondern auch jedem Produkt aus dem Hause Menzel.
„Wir bieten individuelle Antriebslösungen an“, betont Firmensprecherin Anja Leipold. Und in der Corona-Pandemie hat sich bewährt, dass „Motoren auf Lager“ weltweit ein seltenes Gut sind. Mathis Menzel stellt klar: „Qualität ist für uns die vollständige Erfüllung der Kundenerwartungen.“
Service, Beratung, Produktqualität und Sonderlösungen bis zu 25 Megawatt (MW) sind die Prämissen für den Erfolg. Motoren für den Bergbau, für Lüfter, Kompressoren, Krane oder Förderbänder, Mühlen, große Schredder und Brecher sowie Walzenantriebe kommen ohne die unterschiedlich großen und leistungsstarken Produkte wie pulsierende Herzen in einem Körper nicht aus. Umbauten und Modernisierungen werden ebenso angefertigt, da ist das Team flexibel und technisch gewandt.
Handwerker mit großem Sinn fürs Tüfteln
In der eigenen Schweißerei und Metallbearbeitung oder Lackiererei arbeiten hochqualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker. Auf dem 24.000 Quadratmeter großen Grundstück gibt es neben Verwaltungs- und Produktionsarbeitsplätzen entsprechend eines optimierten Raumplans deutliche Effizienzgewinne zu vermerken. Die Produktionsfläche einschließlich Montage, Metallverarbeitung, Wickelei, Lackierbereich und drei Prüffeldern sind überlegt angeordnet – den Prozessen folgend. Großzügige Büros, Logistikzonen und Motorenlagerflächen ergänzen den Hennigsdorfer Produktionsstandort. Das weitläufige Grundstück bietet ausreichend Potenzial für zukünftige Erweiterungen und ist via S-Bahn, Autobahn oder vom internationalen Flughafen BER aus sehr gut zu erreichen.
Das alles und die ausgestreckte Hand der Stadt hat für Hennigsdorf gesprochen, betont Menzel. Und wenn auch noch nicht alle Kisten und Kartons ausgepackt sind, so schmieden die Beschäftigten doch längst neue Pläne. Beim Girls' Day sind die Menzels vertreten und möchten auch Mädchen zeigen, dass ein Industriearbeitsplatz große Abwechslung bereithält. Es wird nicht am Band gearbeitet, sondern jeder Tag ist anders. Mathis selbst ist Diplomingenieur und begeistert von den Motoren, deren Einsatz kaum Grenzen kennt. In drei Jahren feiert der Betrieb 100-Jähriges.
Vertrauen in die Mitarbeitenden als Pfund
Das Vertrauen in die Mitarbeitenden, höchste Qualität zu liefern und dem Globalisierungsdruck stand zu halten, macht die Gründerfamilie glücklich. Von sehr kleinen Wellen oder schrägen Klemmkästen hin zu großräumigen Antriebslösungen bietet Menzel Einzigartiges auf der Welt. „Hier wird noch an den passenden Lösungen für unsere Kunden getüftelt“, sagt Anja Leipold.
Standorte in Schweden, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien machen auch die Arbeit vor Ort abwechslungsreich. Auch in Peine hat Menzel weitere Standbeine. Ausgebildet werden Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik, bei Bedarf auch Büro-Berufe wie Buchhaltung. Wer sich weiterqualifizieren möchte, wird unterstützt. Die 35-Stunden-Woche – freitags ist um 13 Uhr Feierabend – kommt ohne Schichtarbeit aus. Werkstudenten können sich jederzeit melden – die Bezahlung ist vom Auszubildenden bis zum Prüfingenieur ausgesprochen gut. „Technisches Verständnis ist die Voraussetzung, alles andere findet sich“, macht der Chef Mut. 80 Tonnen mit einem Kran zu bewegen, setzt das nötige Wissen und Gefühl voraus. Aber das lernt man bei Menzel Elektromotoren GmbH von der Pike auf.
Modernste Bedingungen und Produktionshallen
Während ein Lkw gerade in die Halle rollt und vor dem Ausrollen auf der gegenüberliegenden Seite noch mit seiner tonnenschweren Last beladen wird, summen Maschinen und Kräne wie Insekten vorbei. Benjamin Herrmann lässt sich in seinem Prüfstand nicht beirren. Er steckt mitten in der Ausgangsprüfung für einen Elektromotor. Ein Erwärmungstest kann aber schon mal sechs Stunden dauern. In einer kleinen Loge können Auftraggeber zusehen, wie das ganze Menzel-Getriebe wie in einem Bienenstock summt. „Wir haben hier Platz, wir können frei agieren“, macht der Prüfingenieur klar. Der Wechsel aus Berlin an die Havel hat ihn nicht gestört, es hat bessere Bedingungen gebracht.
Wie er bleiben viele Beschäftigte 20 Jahre und länger im Betrieb – ein Zeichen für Familienkultur und gute Arbeitsbedingungen. Von betrieblicher Altersvorsorge bis hin zu gemeinsamen Weihnachtsfeiern mit den Partnerinnen und Partnern. Die Menzel-Farbe Gelb kommt übrigens nicht von den Bienen, wie man glauben könnte, sondern von den früheren Lagerlisten. Die waren auf gelbem Papier gedruckt. Heute erstrahlt die neue Halle mit den sauberen Böden und hohen Regalreihen voller Motore in diesem leuchtenden Farbton.
Zahlen und Fakten
- 1927 durch Kurt Menzel in Berlin gegründet, später hilft Ehefrau Gisela mit
- 1958 Bezug eines Grundstücks in Berlin-Tiergarten
- 1975 Kurt jun. Menzel übernimmt die Geschäftsführung
- 1984 Umwandlung in eine GmbH
- 2005 Mathis Menzel wird Geschäftsführer
- 2021 Kauf des Firmengeländes in Hennigsdorf, Straße am Alten Walzwerk, Grundsteinlegung am 11. Juni 2022
- Jahreswechsel 2023/2024 Umzug der Firma nach Hennigsdorf - offizielle Eröffnung am 14. Mai 2024
- Verbaut wurden 96 Fenster, 300 Stahlsandwich-Elemente, 36 Kilometer Niederspannungskabel, 24 Kilometer Kommunikationsleitungen, 1,3 Kilometer Kabel für die Gebäudeleittechnik, 500 Steckdosen, 600 Datenanschlüsse, 500 Leuchten innen und außen
- ein Shuttle-Bus fährt vom Bahnhof Hennigsdorf mehrmals täglich zur Firma und zurück
- Aktuell gesucht werden Projektingenieur für Antriebstechnik (m/w/d)
- Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik (m/w/d)
- Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik, Elektrotechniker für Automatisierungstechnik und qualifizierte SPS-Programmierer (m/w/d) beim Tochterunternehmen Pawils Elektromaschinenbau GmbH in Peine
- Initiativbewerbungen lohnen ebenso – bitte an Birgit Müller, zuständig für Personal unter Telefon +49 30 349 922220 oder E-Mail jobs@menzel-motors.com
- Weitere Informationen gibt es unter dieser Website der Firma, außerdem unter diesem Link und für weitere Angebote im Rahmen der Ausbildung hier.